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Feuer und Flamme für Eisen

für: ST. VEITER, Ausgabe 13, 2010

Die Burg Hochosterwitz hat nach Jahrhunderten wieder einen Waffenschmied. Johann Schmidberger fertigt unter anderem die neuen Harnische für die Schweizergarde im Vatikan an.

Würde man im Lexikon neben dem Begriff „Waffenschmied“ ein Bild finden, so würde es höchstwahrscheinlich Johann Schmidberger zeigen. Vollbart, zerzauste Frisur und riesige Hände, die bereits am Vormittag schwarz von der Arbeit sind – das sind die besonderen Kennzeichen des Waffenschmiedes auf Burg Hochosterwitz.

Lange Geschichte. Der gebürtige Oberösterreicher betreibt in Molln im Steyrtal die Waffenschmiede seiner Vorfahren – der Betrieb existiert seit dem 14. Jahrhundert. Und vor 500 Jahren schon überschnitt sich die Geschichte der Schmiede-Dynastie mit der der Burg Hochosterwitz: Damals ging eine Waffenlieferung „Made by Schmidberger“ an die Kärntner Burg. Dass es nun Johann Schmidberger hierher verschlagen hat, ist einigen Zufällen zu verdanken. „Ich habe einmal auf Kundenwunsch einen Harnisch der Khevenhüllers (Besitzer der Burg Hochosterwitz, Anm.) angefertigt und ein Bild davon ins Internet gestellt. Ein Mitarbeiter der Burg hat dieses Bild entdeckt – und von da an entstand ein reger Kontakt“, erzählt Schmidberger.

Wohnung auf der Burg. Nach einigen Auftritten als Schauschmied auf Burg Hochosterwitz kam ein Anruf von dem jetzigen Burgbesitzer Karl Khevenhüller: Ob Schmidberger nicht Lust hätte, auf der Burg zu wohnen und zu arbeiten? „Zwei meiner Söhne führen, während ich im Sommer auf der Burg wohne, den Betrieb in Molln weiter, ich kann mich voll auf sie verlassen“, sagt Schmidberger. Die Grundvoraussetzung, um mit ruhigem Gewissen gemeinsam mit Ehefrau Hildegard auf die Burg zu ziehen – in die einstige Wohnung des Burggrafen oberhalb von Tor 14. Und er fühlt sich sichtlich wohl: „Es ist natürlich etwas Besonderes, auf einer der schönsten Burgen Österreichs wohnen zu dürfen.“ Untertags können die Besucher Schmidberger über die Schulter schauen, wenn er Schwerter, Rüstungen oder Harnische anfertigt oder alte Schmiedewerke restauriert. Oder wenn er an den Rüstungen feilt, die von der Schweizergarde, der traditionellen Leibgarde des Papstes, getragen werden.

Großauftrag. Die Grundmauern für diesen Auftrag wurden beim Papst-Besuch in Mariazell gelegt. Aus dem Vorschlag, alte Harnische der Schweizergarde fachgerecht von Schmidberger restaurieren zu lassen, entwickelte sich die Idee, überhaupt neue anzufertigen. „Die Rüstungen, die die Mitglieder der Schweizergarde jetzt tragen stammen noch aus dem Jahr 1506, also aus der Zeit, in der sie gegründet wurde“, erklärt Schmidberger. Der prunkvolle Harnisch für den Kommandanten wurde bereits geliefert, 80 weitere Stück folgen laufend.

International. Schmidberger konnte sich auch schon über die Grenzen Österreichs hinaus einen Namen machen. So standen auch schon Projekte in weiten Teilen Europas und sogar in Amerika an. Besonders stolz ist Schmidberger darauf, auch schon Rüstungen, Schwerter und Helme für die Salzburger Festspiele hergestellt zu haben, darunter befinden sich zwei Rüstungen für Bruno Ganz und eine für Klaus Maria Brandauer.  Als nächstes stehen neben den Arbeiten an den Harnischen für die Schweizergarde allfällige Restaurationsarbeiten an der Burg an – so will Schmidberger zum Beispiel dafür sorgen, dass die Glocken der Burgkapelle wieder erklingen.

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